Aus dem Oldenburgischen – auf nach Amerika, ins gelobte Land

Warum immer mehr landlose Heuerlinge aus Nordwestdeutschland auswanderten, von Thomas Friese, Oldenburg (Immobilienexperte)

Heuerlinge waren Kleinbauern, die über kein eignen Grund und Boden verfügten. Diese Bevölkerungsschicht entstand in Norddeutschland nach dem dreißigjährigen Krieg ab 1648. Wer nichts hat, außer Hunger und Tod, der kann sein Leben nur durch Veränderung gestalten. So lautete immer mehr die Devise der ländlichen Bevölkerung, die nicht über Boden verfügte, „Auf nach Amerika!“. Der Gedanke der Kettenwanderung entstand, regelmäßig schickte eine Gemeinschaft ein oder zwei junge Leute vor, die in Amerika, dem Land der Freiheit und Hoffnung, einmal die Situation sondieren sollten. Wenn dann die ersten Briefe eintrafen und die unendlichen Weiten des unentschlossenen Landes lockten, entschlossen sich dann häufig größere Gruppen, das Land zu verlassen. Ein berühmtes Auswandererlied aus der Zeit von 1840 drückt es wie folgt aus: „Hier sind wir nur Bauern Sklaven, dort fahren wir in Kutschenwagen. Drum auf, ihr deutschen Brüder, ja, es geht nichts vor Amerika.“ Zudem wurde der preußische Wehrdienst vermieden, der für seinen harten Umgang bekannt war.

Oldenburg – Herrliche Residenzstadt mit trostloser Umgebung

Viele Oldenburger bzw. Personen aus dem Oldenburger Umland zog es in die Staaten im Nordwesten der USA. Dort waren das Klima und die Bodenverhältnisse günstig. Wie immer bei Wanderungsbewegungen gehen die Auswanderer dorthin, wo schon ortskundige Personen leben, zu denen ein Näheverhältnis besteht. Viele sprachen dort bis weit ins 20. Jahrhundert untereinander Plattdeutsch. Trotz des Fleißes und der Kreativität der Heuerleute, die in Nordwestdeutschland verblieben waren, gelang es ihnen in dem Jahrhundert zwischen 1800 und 1900 nicht, ihre missliche Lage zu verändern. Das Recht war immer auf der Seite der Besitzenden, so haben es die Heuerleute über Jahrhunderte verstanden. Aus Südoldenburg berichteten befragte Heuerleute, dass etwa bei einer Feier in der Gemeinde die Bauern unter sich an der Theke standen und dass Heuermann und Bauer zusammen am Tresen ein Bier tranken – das kam in der Erinnerung nicht vor. Da gilt der alte Spruch: Es macht einen Unterschied, ob ein großer Bauer mit 20 Kühen am Stammtisch seine wohlerwogene Meinung kundtut oder ob jemand mit drei Ziegen dumm daherredet. Familiäre Verbindungen zwischen Heuerleuten und Bauern waren selten. Die starke Abhängigkeit zum Bauern bestand, weil die Pachtverträge zwischen den Bauern und den Heuerlingen häufig nur mündlich geschlossen waren. Bei einer Beziehungsstörung verlor sozusagen die Heuerlingsfamilie ihre wirtschaftliche Existenz und konnte wegen der Solidarität der Bauern in der näheren Umgebung auch nicht damit rechnen, irgendwo in der Gegend eine neue Möglichkeit zur wirtschaftlichen Existenz und Bleibe zu finden. Während des 19. Jahrhunderts veränderten sich die Verhältnisse teils auch zum Nachteil der Heuerlinge, weil die moderne Landwirtschaft mit entsprechender wissenschaftlicher Durchdringung und der Düngung nur von größeren Betrieben geleistet werden konnte. Auch das Genossenschaftswesen ging an den Heuerleuten vorbei. So gründeten sich landwirtschaftliche Genossenschaften, Raiffeisenkassen und Volksbanken, um die ökonomische Situation der Bauern zu verbessern. Auch Mobilität war ein Thema, jemand der keine Kutsche oder ein Pferd besaß, war erheblich in seinem Wirkungskreis eingeschränkt. Das Heuerlingswesen endete mit der ersten großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts mit der vollständigen Niederlage des Kaiserreiches 1918 nach dem Ersten Weltkrieg.

Erst im Zwanzigsten Jahrhundert endet das Heuerlingswesen

Die Weimarer Republik tat etwas Ungeheures, als sie am 9. November 1918 ausgerufen wurde. Das Dreiklassenwahlrecht wurde abgeschafft, Männer und Frauen hatten plötzlich eine Stimme. Es entstanden Heuerling Verbände. Bekannt ist z. B. der „Verband landwirtschaftlicher Kleinbetriebe“, der von dem Anton Themann gegründet wurde, der als wichtige Persönlichkeit des Oldenburgischen Heuerling Verbandes galt. Durch Bildung und den Zusammenschluss erlangten die früher machtlosen Heuerlinge etwas mehr Macht. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung von Nordwestdeutschland gerade nach dem Zweiten Weltkrieg durch die staatlichen Programme veränderten das Heuerlingswesen nachdrücklich, plötzlich standen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft zur Verfügung, ein sozialer Aufstieg und eine wirtschaftliche Freiheit waren unabhängig vom Landeigentum möglich. Die Kasten der Heuerlinge verschwand dann innerhalb einiger Jahre vollständig. Wer mehr wissen möchte, dem sei das ausführliche Buch von Lensing und Robben „Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen!“ empfohlen.

V.i.S.d.P.:

Thomas Friese
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Der Immobilienexperte und Projektentwickler Thomas Friese, Berlin/ Oldenburg (Niedersachsen) ist einer Ausbildung im steuerlichen Bereich seit Mitte der siebziger Jahre im Bereich Immobilienentwicklung und Vermarktung tätig.

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